Eine Kleine Begabung
Hochbegabt aber kein Genie

Meine besondere Art zu denken – zwischen Hochbegabung, Beobachtungsgabe und dem Drang zum Handeln
Seit meiner Kindheit habe ich eine besondere Form der Wahrnehmung. Ich nehme Dinge nicht nur „einfach so“ wahr – ich sehe Muster, erkenne Zusammenhänge, spüre Reaktionen und erfasse Situationen oft schon im ersten Augenblick. Meine Umgebung liefert mir ständig Informationen, die andere nicht unbedingt bewusst wahrnehmen: kleine Gesten, ungesagte Dinge, winzige Details, Veränderungen in Stimme oder Körperhaltung.
Diese besondere Beobachtungsgabe ist kein bewusster Prozess. Es geschieht automatisch – fast wie im Hintergrund. Aber sie ist zentral für meine Denkweise. Denn aus diesen Eindrücken formt sich oft blitzschnell ein Bild, ein Eindruck, eine Hypothese – und manchmal sogar eine Lösung.
Zwischen Intuition und Analyse – was in mir abläuft
Was andere als „Intuition“ beschreiben würden, ist bei mir oft eine extrem schnelle Verknüpfung von Informationen, die ich irgendwann einmal aufgenommen habe – sei es vor Stunden, Tagen oder Jahren. Ich erinnere mich daran, dass jemand Sushi mag. Ich erfahre, dass diese Person gerade krank ist und das Krankenhausessen absolut nicht mag. Ich kombiniere. Ich handle. Und treffe damit oft genau ins Schwarze.
Das wirkt manchmal wie
Gedankenlesen – ist es aber nicht. Es ist Mustererkennung in Echtzeit, gespeist durch ein riesiges inneres Archiv an Eindrücken und Erfahrungen.
Der Vorteil: Lösungen, wo andere noch suchen
Diese Denkweise bringt viele Stärken mit sich:
- Schnelle Analyse von Situationen, auch mit sehr wenigen Informationen
- Präzise Problemlösung, oft bevor andere überhaupt merken, dass ein Problem besteht
- Empathisches Handeln, das auf echten Bedürfnissen basiert – nicht nur auf dem, was gesagt wird
- Strukturiertes Denken, das nicht linear, sondern netzartig funktioniert
- Kreative Lösungen, gerade unter Zeitdruck oder in komplexen Situationen
Diese Fähigkeiten sind besonders hilfreich in dynamischen Kontexten – wenn es darum geht, schnell Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu verbessern, Menschen zu unterstützen oder neue Ideen zu entwickeln.
Die Herausforderung: Nicht jeder kommt mit
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn so wertvoll meine Denkweise ist, so herausfordernd ist sie manchmal für andere – und auch für mich selbst:
- Ich
handle oft vorschnell, weil ich mir meiner Schlussfolgerung so sicher bin – was für andere überstürzt wirken kann.
- Ich
überschreite unbewusst Grenzen, weil ich Dinge erkenne, die (noch) nicht ausgesprochen wurden – was irritierend wirken kann.
- Ich
unterfordere mich schnell, weil Routine mich langweilt und mein Kopf ständig „weiterdenkt“.
- Ich
erkläre zu wenig, weil mein Denken schneller ist als meine Worte – und andere dadurch nicht mitkommen.
- Ich
stoße auf Unverständnis, weil meine Perspektive manchmal „zu viel auf einmal“ ist – zu detailliert, zu früh, zu tief.
Was für mich völlig klar ist, ist für andere manchmal noch gar nicht sichtbar – oder wirkt sogar falsch. Ich habe lernen müssen, mit dieser Diskrepanz zwischen innerer Klarheit und äußerer Kommunikation umzugehen.
Was ich gelernt habe
Ich habe verstanden, dass meine Art zu denken eine Stärke ist – aber nur dann, wenn ich sie bewusst einsetze und kommunikativ einordne. Wenn ich mir die Zeit nehme, meine Gedanken zu erklären. Wenn ich Rückfragen zulasse. Wenn ich langsamer werde – zumindest für einen Moment.
Ich weiß heute: Mein Denken ist kein „besseres Denken“. Es ist ein anders strukturiertes Denken. Es braucht Räume, in denen es wirken kann – aber auch Brücken zu Menschen, die anders ticken.
Diese Webseite ist ein solcher Raum. Hier teile ich meine Sicht auf Dinge, meine Arbeitsweise, meine Beobachtungen – nicht, um zu beeindrucken, sondern um zu verbinden. Denn was ich wirklich will, ist
Verständnis schaffen – für eine Denkweise, die viel leisten kann, wenn man sie zulässt.
Wenn gute Beobachtung stört – oder: Warum mich schlechte Kommunikation wütend macht
Ich habe gelernt, mit meiner Beobachtungsgabe achtsam umzugehen – besonders im Umgang mit Menschen, die krank sind oder sich in schwierigen Lebenslagen befinden. In solchen Situationen setze ich meine Fähigkeit ein, Zwischentöne zu erkennen, Gedanken zu ordnen und auf das zu reagieren, was oft nicht ausgesprochen wird.
Aber in einem „normalen“ Alltag, etwa in betreuten Wohnformen, der Alltagsassistenz oder Arbeitsprojekten, wird meine strukturierte Art schnell zum Problem. Nicht, weil sie schlecht ist – sondern weil sie nicht überall hineinpasst.
Ich meckere nicht wegen jeder Kleinigkeit. Ich habe kein Kontrollbedürfnis. Aber ich bin jemand, der es gewohnt ist, im Team zu arbeiten – mit klaren Absprachen, nachvollziehbaren Zuständigkeiten und gegenseitigem Vertrauen. Und wenn das fehlt, dann wird es schwierig. Für alle.
Die Wurzel vieler Konflikte: Schlechte Kommunikation
Was viele Menschen unterschätzen: Die meisten Konflikte entstehen nicht, weil jemand etwas falsch macht – sondern weil unklar ist, was überhaupt richtig wäre.
Ein Beispiel aus dem Alltag:
✏️ Beispiel: Zwei Zettel, keine Absprache
Zwei Personen – nennen wir sie Person A und Person B – schreiben getrennt voneinander Einkaufszettel. Beide Zettel liegen offen auf dem Tisch.
- Person A liest den Zettel von B, fragt:
„Was soll denn eingekauft werden?“ – und verlässt den Raum. - Person B liest den Zettel von A, fragt dasselbe – und geht auch.
Beide glauben, sie hätten sich „informiert“. Aber am Ende weiß keiner, was wirklich gebraucht wird. Die Einkaufszettel sehen unterschiedlich aus, die Mengenangaben sind nicht vergleichbar, es gibt keine gemeinsame Sprache. Jeder verlässt sich auf den anderen – und niemand hat die Verantwortung übernommen.
Was fehlt?
➡️ Ein gemeinsamer Plan.
➡️ Eine Person, die koordiniert.
➡️ Eine einfache Verständigung: „Wer geht einkaufen?“ „Was wird gebraucht?“ „Wer überprüft die Liste?“
Was bleibt?
Verwirrung. Frust. Und vielleicht der Vorwurf: „Der andere macht nie was richtig!“
Warum mich das aufregt – und wie man es besser machen kann
Solche Situationen sind für mich kein Grund zum Wutausbruch, aber sie frustrieren mich – weil sie vermeidbar wären. Es braucht kein Studium, um sich auf einen Zettel zu einigen. Es braucht auch keine Psychotherapie, um zu sagen: „Ich kümmere mich um das“ oder „Lass uns gemeinsam drüberschauen.“
✅ Was hätte geholfen?
- Eine kurze Absprache: „Lass uns die Listen gemeinsam schreiben.“
- Eine klare Aufgabenteilung: „Du kaufst Obst und Gemüse, ich kümmere mich um die Getränke.“
- Verantwortung ernst nehmen: Wenn ich sage, ich mach’s – dann ziehe ich’s auch durch.
- Gleichbehandlung bei Wiederholungen: Wenn etwas regelmäßig passiert (z. B. gemeinsames Kochen), sollten die Abläufe mit der Zeit einfacher und klarer werden – nicht jedes Mal neu erfunden.
Kommunikation: Wie sie besser laufen kann
Für viele Menschen mit Psychiatrieerfahrung ist es schwer, sich in Gruppen zu behaupten. Noch schwieriger wird es, wenn das Personal selbst unklar, wechselhaft oder chaotisch kommuniziert. Das erzeugt unnötigen Stress – und oft auch Wut, Rückzug oder Verwirrung.
Hier ein paar Grundsätze, die helfen können:
🔹 1. Verbindliche Absprachen treffen
Sätze wie „Ich schau mal“ oder „Vielleicht mach ich das später“ helfen niemandem. Besser:
- „Ich mache das bis 14 Uhr.“
- „Ich kann heute nicht – willst du übernehmen?“
- „Lass uns das zusammen regeln.“
🔹 2. Zuständigkeiten klar benennen
Nicht jeder muss alles machen. Aber jeder sollte wissen, wer was macht. Sonst warten alle – und niemand handelt.
🔹 3. Nicht alles zerreden – sondern gemeinsam festhalten
Ein Whiteboard, eine Liste oder ein Tagesplan kann helfen, damit Absprachen sichtbar sind – besonders, wenn mehrere Personen beteiligt sind.
🔹 4. Fehler zulassen – aber Verantwortung übernehmen
Fehler passieren. Aber wer Verantwortung übernimmt, kann mit einem Fehler auch umgehen. Ausreden („Hab ich vergessen!“) bringen nichts, wenn sie regelmäßig vorkommen.
Mein Umgang damit – und mein Angebot an dich
Ich habe gelernt: Ich kann meine Art zu denken nicht abstellen – aber ich kann lernen, besser mit den Reaktionen anderer umzugehen. Wenn du, wie ich, oft spürst, dass du „zu genau“, „zu schnell“, „zu viel“ denkst – oder du unter chaotischen Strukturen leidest, dann bist du nicht allein. Ich unterstütze dich dabei, deine eigene Klarheit zu behalten, auch wenn dein Umfeld verwirrend oder unklar ist.
Was wir gemeinsam erreichen können:
- Besser mit unklaren Absprachen umgehen
- Deine Wahrnehmung als Stärke nutzen, nicht als Last
- Konflikte ansprechen, ohne alles zu verlieren
- Deine Struktur finden – auch wenn außen Chaos herrscht
Wenn du willst, machen wir gemeinsam Ordnung – nicht nur auf dem Tisch, sondern im Kopf.
Schreib mir einfach. Ich freu mich.